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Sebastian Emhart

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Sebastian Emhart Illustration
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Im Stich gelassen!

Die Festung Hohenasperg

Die Festung Hohenasperg in Andreas Kiesers Ortsansichten, 1681−1687. @ Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 107/8 Bd. 5, Bl. 4, Bild 1.

Der Hohenasperg heute, Ansicht von Südosten mit Pulverturm

Der Hohenasperg heute, Ansicht von Südosten mit Pulverturm.
@ Roman Eisele, CC BY-SA 4.0.

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Vom treuen Amtmann mit Geheimcode ...

Mindestens drei unbeantwortete Schreiben richtete der Burgvogt im April und Mai 1525 an die Regierung. Der erfahrene Hauptmann bat darin um militärische Unterstützung, schilderte die Entwicklung in der Umgebung und schlug aktiv weitere Vorgehensweisen gegen den Aufständischen vor. Außergewöhnlich direkt äußerte er seinen Unmut gegenüber der Regierung. Auf dem Hohenasperg, so Emhart, sei schließlich nicht die "Frankfurter Messe". Solange ein solcher Überfluss allerdings bei der Regierung im sicheren Tübingen herrsche, könne er offenbar keine Hilfe erwarten. Sein Vorschlag, das "zypher a, b, c oder alphabet", zu reaktivieren, dass die Regierung verwandte als im Februar "Herzog Utz vor Stuttgarten lag" und das Herzogtum wieder einzunehmen drohte, gibt uns einen einmaligen Einblick in die Krisenkommunikation der Zeit. Die Lage in Württemberg schien im Vorfeld des Aufstandes bereits fragil, Loyalitätsprobleme griffen um sich und eine sichere Kommunikation schien nicht mehr möglich. Die Situation Emharts zeigt deutlich, wie abhängig Vertreter der Herrschaft, gerade in einer Krisensituation, von einer Reaktion der Regierung waren und wie handlungsunfähig, wenn sie keine erhielten. Emhart selbst entschied sich dazu, seinen Dienst − anders als einige seiner Amtskollegen − weiter auszuüben. Es sollte sich in den darauffolgenden Jahren allerdings zeigen, dass seine Treue endlich war…

Bitte des Vogtes, ain “Zypher a, b, c, oder alphabet” zu schicken, Schreiben an die Regierung vom 27. April 1525. © Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 54, Bü 2, 4, Bild 16.

… zum Überläufer mit Ersatzschlüssel

1527 ordnete die Regierung seine Entlassung an. Was war passiert? Sebastian Emhart soll einen lutherischen Prediger auf der Festung beherbergt haben. Ein Amtmann, der mit der verbotenen neuen Lehre sympathisierte? Unhaltbar. Drei Jahre später folgte seine Verhaftung. Die Anklage wog schwer: Verrat. Unter "peinlicher Befragung" − Folter − gestand er, dass er mittels eines Ersatzschlüssels, die Festung für den vertriebenen Herzog Ulrich einnehmen wollte, um diesem zur Rückkehr nach Württemberg zu verhelfen. Die dafür benötigten Wachsabdrücke sollte ihm ein bekannter Knecht beschaffen. Das Vorhaben flog auf, Emhart selbst wurde verraten und zu 10 Jahren Haft verurteilt. Wie aber wurde er zum Überläufer? Nach seiner Entlassung als Burgvogt schloss er in Esslingen Kontakt mit Unterstützern des Herzogs, schließlich mit Ulrich selbst. Frühere Differenzen zwischen den beiden scheinen überwunden worden zu sein. Ob sich Emhart mit der Rückkehr des Herzogs eine Unterstützung in einer Schuldenangelegenheit versprach, oder aber Ulrich für den rechtmäßigen Landesherrn hielt, wissen wir nicht. Die österreichische Regierung in Württemberg schien für Emhart jedenfalls keine Alternative mehr darzustellen. Seine Erfahrungen mit ihr im Bauernkrieg und seine Entlassung mögen dazu beigetragen haben, dass aus dem treuen Amtmann ein Unterstützer des Herzogs wurde.

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