Jakob Engelfried von Kuppingen
Erwacht!
Die Beteiligung des Böblinger Geistlichen Jakob Engelfried am Aufstand zeigt die enge Verbindung von Reformation und Bauernkrieg. Ob sich der aus Kuppingen stammende Kaplan dem Bauernhauptmann Leonhard Schwarz aus Dagersheim angeschlossen hatte, wissen wir nicht. Unwahrscheinlich ist dies nicht. Während Leonhard Schwarz nachweislich an der Belagerung des Klosters Hirsau beteiligt war, wird Hirsau ebenfalls als Wirkungsort des Böblinger Kaplans genannt. Dort soll er den Aufständischen in weltlicher Kleidung das Evangelium gepredigt haben. Mit dem Tragen weltlicher Kleidung bricht Engelfried symbolisch mit der alten Kirche. Reformatorische Prediger waren unter den Aufständischen, die ihr Widerstandshandeln mit der Bibel und dem daraus abgeleiteten göttliche Recht begründeten, nicht selten. In Thüringen wird mit Thomas Müntzer ein Reformator und ehemaliger Mönch zum Anführer der Aufständischen.
Während Engelfried die Aufständischen vor Ort auf die Neue Lehre einschwören wollte, forderten andere Geistliche wie Johannes Jäger aus Hettingen ihre Gemeindemitglieder zur Teilnahme auf. Nicht nur die Kirche, auch der Kaiser ging als weltliches Oberhaupt des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation in seiner Funktion als "defensior ecclesiae", als "Verteidiger des Glaubens" gegen die drohenden Glaubensspaltung vor. Er stellte die Neue Lehre und alle ihre Anhänger als Ketzer unter Strafe. Als Bruder des Kaisers und Landesherr von Württemberg verfolgte Ferdinand das gleiche Ziel im Herzogtum. Das Wormser Edikt stellte bereits seit 1521 im gesamten Reich die Neue Lehre und die Schriften Martin Luthers unter Strafe. In Württemberg wurden reformatorisch gesinnte Geistliche ausgewiesen oder gar verhaftet. Während der Stuttgarter Prediger Johann Mantel bereits 1523 auf der Hohennagold inhaftiert wurde, wird die reformatorische Neigung Kuppingers erst mit seiner Beteiligung im Bauernkrieg strafrechtlich verfolgt.
Meine zweite Chance?
Erhielt ich nach dem Aufstand durch meinen Vater und Pfarrer Stephan Riecker aus Deckenpfronn. Sie sprachen sich für mich bei der Regierung aus. Ich wurde gegen Urfehde freigelassen und musste schwören, mich künftig "priesterlich" zu verhalten. Andere Geistliche hatten weniger Glück. Viele verloren ihre Anstellung, einige wurden aus dem Herzogtum auf Lebenszeit verwiesen, und manche, die sich nicht so wie ich direkt nach unserer Niederlage im Aufstand versteckt halten konnten, verloren ihr Leben.
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