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Die Schwester des Bauernhauptmanns

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Die Schwester des Bauernhauptmanns Illustration
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Endlich frei sein!

Über ein Schreiben des Untervogtes Johannes Binder an die Regierung in Stuttgart erfahren wir über die Flucht der Schwester aus der Franziskanersammlungin Brackenheim – einer klosterähnlichen Einrichtung – während des Bauernkrieges. Den genauen Namen der Frau, die die leibliche Schwester des Bauernhauptmanns Endris Hofmann gewesen sein soll, nennt der Beamte nicht. Ausführlich beschreibt er jedoch ihre Fluchtgeschichte von ihrer Inhaftierung über die Bittschriften ihrer Familie bis hin zu ihrer ungewöhnlichen Befreiung.

Der Brackenheimer Vogt beschreibt die soziale Herkunft der namenlosen Schwester als "vßgelofene Nunnen, Rimy Hoffmans tochter zu Durrenzymmern, Endrisen Hoffmans pürischen hauptmans schwester". © Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 54 Bü 3, Nr. 3 Bild 9.

Eine zentrale Rolle scheint die Stiefmutter der Frau einzunehmen, die als "so allen Ding Ursächerin" beschrieben wird. Die Hilfe eines Ulmer Geistlichen als Fluchthelfer scheint hier kein Zufall. Vermutlich handelte es sich um den Reformator Konrad Sam. Mit "Rat und Hilf" soll er die Stiefmutter bei ihrem Vorhaben unterstützt haben. Wahrscheinlich in einer Form, die seine persönliche Anwesenheit nicht erforderte. Der genaue Ablauf der Flucht wird von Binder allerdings nicht beschrieben. Mit Brackenheim selbst war Sam jedoch wohl vertraut. An seiner alten Wirkungsstätte predigte er ab 1519 die verbotene reformatorische Lehre, bevor er deswegen 1524 aus Württemberg nach Ulm fliehen musste. Als Grund für die Flucht der Schwester kann somit nicht nur eine Ablehnung des Lebens in der Gemeinschaft, sondern generell eine Zuwendung zur Reformation angenommen werden, die Sam selbst ganz wesentlich verbreitet hatte. Für ein reformatorisches Umfeld sprechen auch die Anstrengungen der Familie, ihre Tochter aus der Sammlung zu befreien. Der Widerstand von Endris Hofmann, der mit Jäckelin Rohrbach an der Weinsberger Bluttat beteiligt gewesen sein soll und mit diesem nach Heilbronn zog, um die Stadt zum Anschluss aufzufordern, mag ebenfalls von einer reformatorischen Gesinnung beeinflusst gewesen sein – sie bildete Legitimation und zentrales Motiv vieler Aufständischer.

Das über Brackenheim gelegene Schloss Stocksberg wurde von den Aufständischen im Bauernkrieg zerstört und erst in den 1570er Jahren wiedererrichtet, Luftaufnahme heute © Schloss Stocksberg, CC BY-SA 4.0.

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