Barbara von Weiler
Überleben!
Als Weinsberger Bluttat ging die Eroberung der Stadt in die Geschichtsbücher ein. Die Hinrichtung zahlreicher Adeliger durch die Aufständischen um Jäckelin Rohrbach führte der Herrschaft die Zerbrechlichkeit ihrer Ordnung vor Augen – und Barbara von Weiler die Zerbrechlichkeit ihrer eigenen Familie. Ohne militärischen Schutz auf der Burg Lichtenberg, veranlasste die Gewalttat die Adelige, sich gegen potentielle Übergriffe zu schützen. Ihre Entscheidung: Ein Schutzbündnis mit den württembergischen Aufständischen. Sie findet sich als "Juncker Dithers von Weylers hausfrau" mit ihrem Kind als erste auf einer Liste Adeliger, die von den Aufständischen gut eine Woche nach der Eroberung Weinsbergs einen Geleitbrief erhielt und sich damit den Aufständischen zur Treue verpflichtete.
An der Einnahme Weinsbergs beteiligten sich auch Leibeigene der Familie selbst, die etwa aus Lauffen am Neckar stammten. Dietrich von Weiler, der Schwiegervater Barbaras war somit direkt von der Bauernunruhe betroffen, die ihm in Weinsberg das Leben kostete. Seine Beurteilung der friedlichen Lage in Bottwar entpuppte sich spätestens, als sich etliche Bewohner der Stadt nahezu zeitgleich zur Weinsberger Bluttat auf dem Wunnenstein versammelten, als Fehleinschätzung. Sie bildeten mit ihrem Zusammenschluss den Beginn des württembergischen Aufstandes. Seiner Schwiegertochter dürfte bei ihrer Bitte um Geleit allerdings der persönliche Kontakt ihres Schwiegervaters zu Matern Feuerbacher, der zum Bauernführer bestimmt wurde, geholfen haben. Dass Feuerbacher die Schutzbriefe an die Adeligen allerdings nicht nur aus Sympathie oder Vermittlungswillen ausstellte, zeigte sich wenige Wochen später. Am 4. Mai forderten die württembergischen Aufständischen, die zu diesem Zeitpunkt bereits fast das gesamte Herzogtum eingenommen hatten, Christoph von Talheim zum Anschluss auf. Es handelte sich um einen Adeligen, der wie Barbara von Weiler zuvor einen Schutzbrief erhalten hatte. Als Gegenleistung sollte er nun seine Treue beweisen und den Aufständischen mit militärischen Mitteln beistehen. Ob Barbara von Weiler ebenfalls dazu aufgefordert wurde, ist nicht bekannt. Allerdings deutet ihr Namen auf einer Liste darauf hin, dass man es in Erwägung zog. Für etliche Adelige, die nicht nur in Württemberg einen Bund mit den Aufständischen eingingen oder dazu gezwungen wurden, entpuppte sich diese Verbindung als gefährliche Zwickmühle. Während die Empörer bei einer Weigerung mit schwerwiegenden Folgen drohten, stellte man sich bei ihrer Unterstützung gegen die Herrschaft und die Truppen des Schwäbisches Bundes.
Meine Warnung an meinen lieben Schwager?
Bring dich in Sicherheit, solange du noch kannst! Mein Schwager Wolf von Vellberg hatte sich unter Druck den Aufständischen angeschlossen und nun fordern ihn die Gaildorfer Bauern auf, gerüstet und mit Untertanen zu ihnen zu ziehen. Hoffentlich folgt er meinem Rat und schließt sich Sigmund Hesslich an. Der Hauptmann zieht nach Würzburg und versprach mir, sich dort für Wolf beim Schwäbischen Bund einzusetzen. Wolf muss es mir zur Liebe tun, ich kann nicht auch noch ihn durch den Hass der Aufständischen verlieren.
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