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Dr. Johann
 Mantel

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Dr. Johann
 Mantel Illustration
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Erschöpft!

Warum der Prediger Johann Mantel nach seiner Entlassung die Bitte der Aufständischen, in ihrem Bauernheer das Evangelium zu predigen, verweigerte, ist nicht bekannt. Offiziell begründete er in seinem Antwortschreiben die Zurückweisung des Anliegens mit seinem schlechten Gesundheitszustand, als Folge der erlittenen Strapazen während seiner zweijährigen Inhaftierung auf der Festung Hohennagold. Ob Mantel das Handeln der Aufständischen und ihre Inanspruchnahme des Evangeliums als Maßstab ihres Handeln als falschen Weg verstand und deshalb seine Hilfe verweigerte, ist nicht bekannt. Von der Lehre Martin Luthers war Mantel allerdings wesentlich beeinflusst. Mantel selbst war nach seinem Studium in Ingolstadt und Tübingen zunächst Vorsteher des Augustinerklosters in Nürnberg und lehrte an der Universität Wittenberg. 1511 trat er unter Vermittlung von Johann von Staupitz, dem Beichtvater Martin Luthers, die Predigerstelle in Stuttgart an. Ab 1520 lehrte er im Sinne der Reformation. Im Gegenzug für seine Predigten forderte Mantel das Zugeständnis des Stadtrates, ihn gegen Gewalt zu schützen.

Bereits 1511 wird die Leonhardskirche Wirkungsort Mantels, Kupferstich nach einer Zeichnung von Friedrich Keller, um 1840. © gemeinfrei.

Eine Zusicherung, die dieser 1523 nicht mehr einhalten konnte. Als Grund seiner Verhaftung wird eine Predigt über das israelische Jubeljahr genannt. Darin würden alle Gefangenen frei, alle Schulden erlassen und Abgaben aufgehoben. Wenn Mantel dies dem "armen frommen" Mann predigt, erklärt sich, wie leicht diese christliche Botschaft von den Aufständischen aufgegriffen und als Aufruf zur Veränderung ganz weltlicher Belange verstanden werden konnte. Aufgrund dieser Missinterpretation distanzierten sich etliche Reformatoren von den Aufständischen. Während Luther nach der Weinsberger Bluttat mit den Aufständischen vollends brach und zu ihrer gewaltsamen Bekämpfung aufrief, versuchten andere weiterhin, mit ihnen zu verhandeln. In der Kritik stand insbesondere das Handeln der Empörer. Der Reutlinger Reformator Matthäus Alber machte gegenüber den Aufständischen vor der Reichsstadt deutlich, dass die Freiheit des Evangeliums nicht mit Gewalt erkämpft werden könne. Zudem würde diese die Obrigkeit und den Gehorsam ihr gegenüber nicht antasten. Das Evangelium wurde zum Code, den verschiedene Parteien im Bauernkrieg mit ihrer ganz eigenen Auslegung für ihre eigenen Ziele nutzen. Während die Aufständischen damit ihre 12 Artikel legitimierten, legte es die Herrschaft im Sinne des alten Glaubens aus.

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